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Vestibularsyndrom beim Hund – die wichtigsten Fakten zur Erkrankung!

Vestibularsyndrom beim Hund Diese Fakten zur Erkrankung solltest du

Wie viele von euch wissen hat Snowy kürzlich ein Vestibularsyndrom erlitten. Auch ich als Hundephysio bin in diesem Moment einfach „nur“ Hundehalter und es hat mich völlig überraschend getroffen. Auch wenn ich aufgrund meiner Erfahrung wusste, was zu tun ist und leichter mit einem Handicap Hund umgehen kann.

Dennoch war ich völlig geschockt, als Snowy am Morgen nicht wie gewohnt aufstand, um nach Katzenfutter-Resten zu stöbern und kurz eine Runde durch den Garten zu stiefeln.

Es traf uns über Nacht

Das ist übrigens ganz klassisch. Häufig tritt es quasi über Nacht auf. Auch Snowy war in den Tagen zuvor super drauf und es traf uns absolut überraschend. Snowy konnte nicht mehr aufstehen. In diesem Moment schießt einem alles mögliche Gedanken durch den Kopf.  Wer Snowy kennt weiß, dass sie ja bereits unter Rückenproblemen leidet. Im ersten Moment befürchtete ich einen Bandscheibenvorfall. Doch aufgrund ihrer Anzeichen kam mir das Vestibularsyndrom schnell in den Sinn. Ich trug sie in den Garten, um zu sehen wie Bewegungen aussehen, wo die Probleme sind. Dann überprüfte ich ihre Reflexe, die deutlich verzögert waren. Snowy wankte, wie ein Betrunkener und konnte sich nur mit Unterstützung auf den Beinen halten. Sie wirkte unruhig und verängstigt und wusste nicht, wie ihr geschah. Sofort meldeten wir uns beim Tierarzt an.

Snowy beim Tierarzt

Mittels eines neurologischen Untersuchungsgangs wurde mein Verdacht des Vestibulärsyndroms bestätigt. Snowy litt z.B. auch unter dem für  den Symptomkomplex klassischen Nystagmus. Wieder Zuhause bettete ich Snowy erst einmal, damit sie zur Ruhe kommen konnte. Dann musste ich mich sammeln und überlegen, wie ich sie am Besten unterstützen und wieder auf die Beine bringen kann.

Dabei fiel mir auf, dass ich auf Doggy Fitness noch nie über das Vestibulärsyndrom geschrieben habe. Dabei ist es ein sehr häufiger Symptomkomplex und ebenso oft kommt es zu Fehldiagnosen. Grund genug also jetzt die wichtigsten Infos rund um das Vestibulärsyndrom zusammenzustellen.

Was ist das Vestibularorgan?

Das Vestibularorgan ist das Gleichgewichtsorgan. Es ist ein sehr komplex aufgebautes Organ, das die Orientierung im dreidimensionalen Raum ermöglicht um die Bewegungen des Körpers entsprechend seiner Lage zu koordinieren. Es liegt gleich am Ohr und steht im andauernden Austausch mit dem Gehirn.

Was passiert, wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist?

Wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist, gerät der Hund aus dem Gleichgewicht und kann sich nicht mehr auf den Beinen halten.

Der Hund hat ein Gefühl, als säße es in einem Karussell. Er weiß nicht mehr, wo oben und unten ist und wo er sich im Raum befindet. Das Vestibularsyndrom kann bei Hunden und Katzen, aber auch bei Kaninchen und Meerschweinchen auftreten. Die Störung kann wenige Tage, aber auch mehrere Wochen andauern.

Wie es genau zu einer Störung des Gleichgewichtsorgans kommt ist immer noch nicht gänzlich geklärt. Grundsätzlich kann es jeden Hund treffen. Häufig sind jedoch ältere Hunde betroffen.

Das Vestibularsyndrom hat übrigens nicht mit einem Schlaganfall zu tun, auch wenn es im Volksmund häufig so genannt wird. Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Krankheitsbilder. Der Schlaganfall beim Hund kommt nur sehr selten vor und es handelt sich um dabei eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Das Vestibulärsyndrom bezieht sich jedoch rein auf das Gleichgewichtsorgan.

Woran erkennt man das Vestibularsyndrom? – Die Anzeichen

Die Anzeichen für ein Vestibulärsyndrom sind sehr typisch.

  • Die Hunde halten ihren Kopf oft schief, teils auch den Körper.
  • Sie halten ihn immer zu der Seite hin, die betroffen ist.
  • Betroffene Hunde wirken wie betrunken.
  • Es kommt zu extremen Bewegungsstörungen.
  • Die Hunde laufen im Kreis. Dies nennt man Manegeverhalten.
  • Schielen ist ein weiteres Anzeichen.
  • Rhytmische horizontale Augenbewegungen – der sogenannte Nystagmus – sind ein unverwechselbares Symptom.
  • Die Stellreflexe des betroffenen Hundes sind verzögert.
  • Bei einem Vestibulärsyndrom leiden Hunde unter starker Übelkeit. Sie verweigern das Essen und leiden unter Erbrechen.

Was sind die Folgen einer Störung des Gleichgewichtsorgans?

Immer wieder höre ich von Hunden, die wegen eines Vestibularsyndroms eingeschläfert wurde. Völlig unnötig! Es braucht ein wenig Geduld. Doch innerhalb der ersten 48 Stunden treten meist erste Verbesserungen auf. Das Erbrechen und der Schwindel lassen nach genauso wie der Nystagmus. Der Hund kann sich von einem Vestibulärsyndrom wieder vollständig erholen. Bei wenigen Patienten bleibt eine leichte Kopfschiefhaltung zurück, auch leichte Störungen in der Bewegung bzw. Koordination sind möglich.

Diagnosemöglichkeiten

  • neurologischer Untersuchungsgang
  • CT für die Differenzialdiagnose
  • klinische Untersuchungen wie Blutuntersuchung und klassischer Untersuchungsgang (Ohren, Maul, Temperatur etc. prüfen) auch speziell für die Differenzialdiagnose

Differenzialdiagnose

Es gibt einige andere Erkrankungen, die ähnliche oder überschneidende Anzeichen des Vestibulärsyndroms zeigen.  Dazu gehören:

  • Ohrenentzündung
  • Trauma im Kopfbereich
  • Fremdkörper im Ohr
  • Infektionskrankheiten wie Staupe oder FIP bei Katzen
  • Toxoplasmose
  • Tumor

Wie kann man das Vestibularsyndrom behandeln?

In erster Linie braucht dein Hund Ruhe. Viel Ruhe. Unterstützend ist eine Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen sowie durchblutungsfördernde Medikamente sinnvoll. Auch eine Infusionstherapie kann unterstützend wirken. Zusätzlich solltest du deinen Hund mit gezielten Bewegungsanbahnungen mobilisieren. Ziel ist es, da besonders ältere Hunde betroffen sind, dass sie nicht immobil werden. In einem weiteren Artikel werde ich dir einfache und effektive Übungen beim Vestibulärsyndrom zusammenstellen und Verhaltenstipps, wenn dein Hund an einem Vestibulärsyndrom erkrankt. In dieser akuten Situation ist man sehr überfordert und natürlich auch aufgeregt. Wenn man weiß, wie man richtig reagiert und wie man seinen Hund gut unterstützen kann, dann macht es viele Dinge leichter. Besonders das habe ich aus der Situation mitgenommen. Wie bei Erster Hilfe wusste ich genau, was zu tun ist. Mir liegt es am Herzen, dass auch du dich im Umgang mit Erkrankungen sicher fühlst.

PS: Natürlich halte ich dich auch weiter über Snowys Genesung auf dem Laufenden!

 

Dieser Beitrag ist auch verfügbar auf: English (Englisch) Français (Französisch) Español (Spanisch)

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14 Kommentare zu „Vestibularsyndrom beim Hund – die wichtigsten Fakten zur Erkrankung!“

      1. Hallo,
        meine Ella hat letzte Nacht das Vestibularsyndrom bekommen – wir waren in der Tierklinik, bekommt Infusionsbehandlung.
        Vielen Dank für Deine wertvollen Infos hier – wo finde ich Deinen angekündigten Artikel zu Mobilisierungsubungen bei dem Vestibularsyndrom? Ella ist auch schon 13⅓, Goldiemix
        LG Stefan

        1. Hallo Stefan, der Artikel ist noch nicht veröffentlicht. Zunächst einmal gute Besserung für Ella!
          Was sehr gut ist beim Vestiblarsyndrom sind zum einen langsames Laufen über verschiedene Untergründe. Aber auch isometrische Übungen helfen sehr gut.

          Hier schicke ich dir zwei Blogbeiträge mit Anleitungen von mir:

          https://doggy-fitness.de/muskelaufbau-hund/

          Zusätzlich ist ein leichtes Stretching des Halses und des Rückens sehr wichtig, um eine Kopfschiefhaltung wieder zu korrigieren. Dauerhaft führt das nämlich zu sehr schmerzhaften Verspannungen und Fehlhaltungen kommen. Das kannst du beispielsweise mit leichtem Slalomlaufen fördern.

          Bekommt sie Karsivan? Das ist sehr wichtig, um die Durchblutung des Vestibularorgans zu sichern.

          Füttern solltest du deinen Hund möglichst aus der Hand und auch beim Trinken den Napf halten. Bei deinem Hund dreht sich alles und so wird ihm beim Essen aus dem Napf übel. Nachts empfehle ich dir, deinem Hund ein kleines Nachtlicht anzulassen, da das Schwindelgefühl im Dunkeln noch stärker ist. Melde dich gern bei mir per Email, dann kann ich dir sicherlich spezifisch für Ella noch ein paar Dinge zur Bewegung nennen. LG Tina

          1. Hallo Tina,
            vielen Dank für Deine wertvollen Tipps – es ist nun ein Vierteljahr her und Ella hat sich wieder ganz erholt davon.
            Nun steht leider die Entscheidung an, ob ich sie operieren lasse: Sie hatte schon diesen Mamatumor, der jetzt aber innerhalb zwei Wochen auf Apfelgröße gewachsen ist, die Haut spannt sehr udn droht zu reißen. Ist schon ihr Alter ein Risiko, ist auch das gehabte Vestibularsyndrom nun ein erhöhte Risiko für eine OP?
            Mental istz sie ganz die Alte, verfressen, fröhlich, sie hat keine Schmerzen…
            LG Stefan

      2. Meine Pflegehündin kann seit einigen Wochen fast nicht mehr laufen. Spondylose in der Wirbelsäule sollte es sein. Sie bekam dann vom TA grünlippmuscheltabletten. Es wurde nicht besser. Dann bekam sie akupunktur und vitamin b Tabletten und collagile dog. Es wurde nicht besser. Dann zum fachtierarzt neurologie. Jetzt soll es vom Gehirn kommen. Mrt soll gemacht werden oder cortison. Das laufen wurde schlechter. Es geht kaum noch. Bitte um Hilfe.

        1. Liebe Gerda, ich würde dir gern Ratschläge geben, aber dazu wäre natürlich eine tierärztliche Diagnose wichtig. Wenn du die vorliegen hast, melde dich doch sehr gern bei mir und wir können schauen, wie du deine Hündin zusätzlich unterstützen kannst. Liebe Grüße, Tina

    1. Hallo,
      Mein Hund hat es seit einigen Tagen er ist 14 Jahre alt, er bekommt diese Anfälle mehr mals am Tag er bekommt seit 2 Tagen Durchblutungsförderungs Medikamente 1/4 Tablette morgens und abends, er liegt manchmal da wie tot und reagiert kaum, erholt sich dann wieder, wenn er sich zu viel bewegt kommt es wieder manchmal schlimm manchmal weniger schlimm, es heißt abwarten aber ich bin jedes mal beunruhigt und überfordert…
      Vielleicht kann ich hier etwas Hilfe bekommen

      1. Liebe Anna, in der Tat brauchen betroffene Hunde vor allem viel Ruhe. Wenn du in der Suchfunktion „Vestibularsyndrom“ eingibst, findest du mehrere Artikel, in denen du viele Informationen und auch Tipps findest. Vitamin B Komplex ist übrigens auch sehr hilfreich! LG und weiterhin gute Besserung für deinen Hund!

  1. Meinen 14jährigen Rüden Yoki hat es dieses Jahr in unserem Sommerurlaub 1000km von Zuhause entfernt getroffen. 15Minuten zuvor schwamm er noch vergnügt im Meer und am Ferienhaus (100m zum Strand) brach er plötzlich auf der Terrasse zusammen und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich dachte zuerst an Kreislauf. In Panik den Haustierarzt kontaktiert und die nachgefragten Symptome dokumentiert. Der TA vermutete nach meinen Informationen das Vestibularsyndrom und riet mir eine Klinik aufzusuchen. Um diese Uhrzeit hatte ich keinen TA oder Klinik im Umkreis finden können. Wir haben den Urlaub sofort abgebrochen und am nächsten Morgen die Heimreise angetreten. Yoki zeigte Torkeln und Kopfschiefhaltung. Zuhause sind wir sofort zum Haustierarzt und er bekam noch was gegen Übelkeit mit. Nach 5Tagen ging es ihm besser, aber 9Tage nach dem ersten Auftreten hatte er morgens um 5:30Uhr einen Rückfall. Schlimmer als beim ersten Mal, denn diesesmal auch den Nystagmus. Ich habe ihm alle halbe Stunde 10ml Wasser oral gespritzt mit Schüssler Salz Nr.6. Nach 5Tagen ging es ihm besser. Die Kopfschiefhaltung hielt noch an. Nach 43 Tagen war nichts mehr davon zu sehen. Ich bin so dankbar. Es sieht sehr schlimm aus, aber das einzige was zur Genesung des Hundes beiträgt ist selbst Ruhe bewahren und ihm Ruhe geben und bei ihm sein.Im halb abgedunkelten Raum mit einer Lichtquelle die er als Fixpunkt hat, wenn sich alles um ihn dreht wie auf dem Karussell.

    1. Liebe Anja, da hat es deinen kleinen Schatz aber auch schlimm getroffen. Aber ich gebe dir Recht: Ruhe und Ruhe zu bewahren ist das allerwichtigste! So schwer das auch ist. Vor allem wenn man dann noch unterwegs ist und der Tierarzt des Vertrauens nicht greifbar! LG Tina

  2. Pingback: Das Vestibularsyndrom – ein Grund deinen Hund einzuschläfern?

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